Der vorliegende Text stammt aus dem April-Heft 1928, Seite 45. Hermann Karl Frenzel wurde am 21.12.1882 in Horka (damals Schlesien, heute Sachsen) geboren. Er machte zunächst eine Ausbildung zum wissenschaftlichen Zeichner, bevor er an der Leipziger Akademie der bildenen Künste Malerei und Graphik studierte. Vor dem 1. Weltkrieg arbeitete er in Berlin für Zeitungen, danach entwarf er als Gebrauchsgraphiker Plakate. Er gehörte 1920 zu den Gründern des Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker (BDG). 1924 gründete er zusammen mit dem Verlagskaufmann Engelbrecher die Monatszeitschrift Gebrauchsgraphik deren Herausgeber er bis zu seinem Tod am 15.10.1937 war. |
Ein ungarischer Plakatmaler
Sucht man nach Unterschieden in der Plakatgestaltung der einzelnen Länder, so kommt man doch zu der Überzeugung, daß sich mit der Ausbreitung der größeren internationalen Handelsverbindungen die Eigentümlichkeiten einzelner Nationen in der künstlerischen Gestaltung, also das, was wir früher mit » Volkskunst « bezeichneten, immer mehr verwischen. Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, bleibe dahingestellt: wir stellen es einfach fest. Joseph Bottlik, der Budapester Plakatmaler, verwendet für seine Plakate die gleichen Kompositionsgedanken, die uns allen geläufig sind. Aufteilung der Fläche, Anordnung der Schrift sind dieselben, wie sie sonst bei Plakaten üblich sind, nur in der Farbe klingt die starke Farbenfreudigkeit seiner heimatlichen Kunst mit. Bottlik ist ein guter Zeichner, er verfügt über Witz, so daß ihm auch originelle Lösungen besonders gut glücken. Ein Nachbargebiet der witzigen Komposition war von jeher das Pathetisch-Phantastische. Sein Metropolis-Plakat gehört sicher zu den besten Plakaten, die überhaupt für diesen sonderbaren Film gemacht worden sind.
Bottlik gehört noch zu der jüngeren Generation. Wir registrieren deshalb hier einige seiner guten Leistungen, ohne Abschließendes über seine Persönlichkeit zu sagen, und werden seiner Entwicklung aufmerksam folgen.
H.K. Frenzel
FPA 24.07.2016