Viele Jahre gehörten sie zur Standardausstattung jedes Großkinos: handgemalte Großplakate an der Außenfassade.
Schon in den Anfangsjahren des Kinos spielte diese Werbeform eine große Rolle. Seitdem das Kino sich von den Wanderkinos in die großen Theatersäle verlagert hatte, wurde viel Wert auf die Außengestaltung gelegt. Zunächst handelte es sich dabei um schlichte, gemalte Großplakate über oder neben dem Eingang. In den 20er Jahren wurden dann aber immer aufwändigere Gestaltungen üblich. Herbert Tannenbaum schrieb 1920: "Heute gehört es zum guten Ton, die Vorhalle des Kinotheaters im Stil und der Umgebung des jeweiligen Hauptschlagers auszustatten, derart, daß anläßlich eines Carmen-Films der Theatereingang dem Tor einer Stierkampfarena gleicht, wobei der die Karten abnehmende Pförtner als Torero verkleidet mit altspanischer Grandezza einherschreitet. Die Lieblingsfrau des Maharadscha verlangt demgemäß eine kostspielige Aufmachung mit türkischen Gittern, Lampions und verschleierten Frauen, diesmal arbeitet der Pförtner im Gewande eines Eunuchen." (aus Kamps 2004 S. 54) - Zwar waren diese aufwändigen Arrangements unter Zeitgenossen aufgrund der Nähe zur Dekoration von Jahrmarktbuden und Kitsch nicht unumstritten, es kamen aber sogar immer wieder Fassandennausstattungen mit beweglichen Elementen wie riesige Erdkugeln (für Mit dem Kurbelkasten um die Welt) und Raketen (für Frau im Mond) und umfangreiche Beleuchtungseffekte zum Einsatz.
Interessanterweise waren die Kinos mit sehr aufwändig gestalteten Außenfassaden oft kleinere Kinos in den Außenbezirken der Großstädte, die mit einer Art Dauerdekoration die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Kino selbst richten wollten. Die Großkinos in den Innenstädten setzten hingegen selbst zu Stummfilmzeiten schon mehr auf die Bewerbung von Einzelfilmen.
Mit der Übernahme der Ufa durch Hugenberg 1928 wurde die Filmwerbung in Deutschland immer mehr durch große, zentralisierte Reklameateliers standardisiert. Dazu gehörte auch die Gestaltung von Großplakaten für Außenfassaden. Aufwändigere Dekorationen gingen zurück.
Je nach Größe des Kinos wurden die Plakate von unterschiedlichen Personen gestaltet. Bei den Großen Ufa-Kinos in den 20ern wurden sie an zentraler Stelle gefertigt, oft kamen spezielle Plakatmaler für Außendekorationen zum Einsatz. Bei machen Kinos erledigte dies auch im Haus der sogenannte "Schaumann", ein Assistent der Theaterleitung, der die Organisation der Werbemaßnahmen übernommen hatte.
Bis in die späten 60er Jahre gehörten handgemalte Außenplakate zum Standard jedes Kinos. Seitdem geht diese Werbeform kontinuierlich zurück. In moderner Form lebt sie aber in den großen Werbeplanen weiter, die heute im Digitaldruck meist mit den Hauptmotiven des jeweiligen Films preiswert produziert werden können.
Von den frühen Großplakaten hat praktisch nichts die Zeit überdauert. Vor allem auch deswegen, weil damals niemand auf die Idee kam, so etwas aufzuheben. Außerdem waren Leinwände teuer und wurden in der Regel für den nächsten Film übermalt.
In den letzten Jahren gibt es eine kleine Renaissance der Plakatmalerei, da die neuen Edelkinos wie z.B. die Astor Film Lounge in Berlin oder die Residenz in Köln an der Außenfassade wieder verstärkt handgemalte Plakate einsetzen. Wie dauerhaft dieser Trend ist, wird sich zeigen...
Jeder Bericht über die aussterbende Spezies der Plakatmaler scheint mit dieser Überschrift zu beginnen. Aber wenn man etwas genauer sucht, findet man noch ein paar, über die sogar im Internet Informationen zu finden sind.
Rene Birkner in München:
Goetz Valien für Werner Werbung in Berlin