von Kathrin Nehm und Tim Fischer, April 2006
„Einerseits dienen sie [, die Phraseologismen in Werbeschlagzeilen und -slogans,] der kognitiven Entlastung und ermöglichen ein schnelles Verständnis durch Anknüpfung an Vertrautes (= unmodifizierte Phraseologismen) – andererseits sind sie Mittel der bewussten sprachlichen Gestaltung, um besondere stilistische Effekte wie Mehrdeutigkeit, Witz und Anschaulichkeit zu erzielen (= sprachspielerisch verwendete Phraseologismen).“ (Janich 2005: 51)
Untertitel sind ein beliebtes Mittel, um auf kreative Weise die Aussage eines Filmplakats zu verdeutlichen. Sie weisen auf den Charakter des Filmes hin, fassen die Handlung prägnant zusammen oder sind so formuliert, dass sie die Neugier des Rezipienten erwecken. Untertitel wirken in Verbindung mit den bildlichen Elementen des Plakats zusammen und sind prinzipiell nichts anderes als ein Element der Werbung.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Untertitel näher betrachtet und auf ihre Funktion hin untersucht.
1997 |
2001 |
2001 |
1999 |
2000 |
1999 |
Der Film Wag the Dog (1997) hat den Untertitel „Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“. Es handelt sich dabei um eine Modifikation des Ausdrucks „Wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt“, wobei nur die beiden Komponenten Hund und Schwanz gegeneinander ausgetauscht wurden. Diese einfache Abänderung ruft beim Rezipienten Irritation hervor und weist gleichzeitig auf den satirischen Charakter des Films hin.
Der Film Good
Advice (2001) hat als Untertitel den Ausdruck „Guter Rat
ist teuer“. Bei dieser festen Wortverbindung handelt es sich um
ein Klischee. Der Begriff Klischee weckt negative Assoziationen, weil
es sich dabei generell um einen Ausdruck handelt, der häufig gebraucht
wird und daher abgenutzt ist. Bedenkt man allerdings, dass Sprache fast
ausschließlich aus solchen häufig gebrauchten Wendungen besteht
und solche Wiederholungen außerdem der kognitiven Entlastung dienen,
macht es mehr Sinn, den Begriff des Klischees etwas einzugrenzen. Ausdrücke,
die aus einer besonders passenden Situation heraus entstehen, dann an
Popularität gewinnen und immer häufiger gebraucht und dabei
stetig unspezifischer werden, können als Klischees betrachtet werden.
Die Wendung „Guter Rat ist teuer“ kann dazu gezählt werden,
weil sie eher als Schlagwort zu verstehen ist.
Eine weitere Klasse von Phraseologismen, die in Kapitel 2.2 nicht behandelt wurde, lässt sich im Untertitel des Filmes Natürlich blond (2001) finden. Dort heißt es „Vor dem Gesetz sind alle blond!“. Die Wendung „Vor dem Gesetz“ ist eine feste Wortverbindung aus der juristischen Fachsprache, weshalb es sich hier um einen Phraseologischen Terminus handelt. Phraseologische Termini „sind in ihrer Bedeutung strikt festgelegt ('normiert‘), und diese Festlegung gilt primär nur innerhalb des fachlichen Subsystems der Sprache“ (BURGER 2003: 48). Da Fachausdrücke allerdings auch zunehmend in der Alltagssprache Gebrauch finden, macht es Sinn, diese Termini zur Klasse der Phraseologismen zu zählen.
Der Ausdruck „Vor dem Gesetz sind alle blond!“ aus dem Untertitel hat die eigentliche Form „Vor dem Gesetz sind alle gleich.“. Die Modifikation, die durch die Substituierung der Komponente gleich durch blond vorgenommen wurde, spielt direkt auf den Inhalt des Films an und steht zudem in Wechselwirkung mit dem Plakat, auf dem eine blonde Frau zu sehen ist (siehe Abbildung links). Durch die Modifikation wird also ein Bezug zur Hauptfigur hergestellt und außerdem das Klischee „blond = blöd“ bedient.
Der Untertitel des Films Sleepy Hollow (1999) lautet „Es werden Köpfe rollen“. In der Alltagssprache wird der Phraseologismus „es werden Köpfe rollen“ im übertragenen Sinne verwendet, wenn beispielsweise jemand für ein Vergehen zur Rechenschaft gezogen werden soll. Der Untertitel des Films bezieht sich allerdings direkt auf den Handlungsstrang des Films, in dessen Verlauf tatsächlich Menschen ihre Köpfe verlieren.
Filmuntertitel und Slogans, die auf Plakaten zu finden sind, stehen also immer in direkter Wechselwirkung sowohl zum Charakter als auch zur Handlung des jeweiligen Films. Ein weiteres Beispiel dafür ist der Film Keine halben Sachen (2000), auf dessen Filmplakat der Slogan „Früher ließ er andere ins Gras beißen – Heute mäht er es lieber selbst… …und beides sehr gründlich“ zu lesen ist. Dieser Slogan spielt mit der wörtlichen und der phraseologischen Bedeutung der Wendung „ins Gras beißen“, denn in dem Film geht es um einen Auftragskiller, der gerade in ein eigenes Haus zieht. Der Film beinhaltet viel schwarzen Humor und satirische Elemente, worauf bereits der Slogan hinweist.
Der Untertitel „Alles auf Liebe“ des Films The Cooler (2003) hat ebenfalls einen direkten Bezug zur Handlung des Films. Es geht darin um den Mitarbeiter eines Casinos, der sich in eine Kellnerin verliebt und „alles auf Liebe setzt“. In Verbindung mit dem Filmplakat, auf dem eine Roulettescheibe abgebildet ist (siehe Abbildung links), hat der Zuschauer gleich die Assoziation mit einem Glücksspiel, wenn er den Untertitel „Alles auf Liebe“ liest und die fakultative Lesart „alles auf Liebe setzen“ kommt automatisch auf.
Der Film Dogma (1999) hat auf dem Filmplakat den Slogan „Der Weg in den Himmel kann die Hölle sein!“. In dem Film geht es um zwei gefallene Engel, die einen Weg suchen, wieder in den Himmel zu kommen, was sich allerdings als schwierig herausstellt. Der Slogan eschreibt also genau die Handlung des Films und beinhaltet die feste Wendung „etwas ist die Hölle“, die man im Alltag gebraucht, um zu umschreiben, dass eine bestimmte Situation besonders schrecklich ist.